Ein Gastbeitrag von Dr. Wolfgang Kraemer, Geschäftsführer und Gesellschafter der DHC Business Solutions

Und was machst Du nach dem Studium? Ich werde Berater! Warum? Spitzenbezahlung, Dienstwagen, Business Class, Personalentwicklung vom Allerfeinsten, Paris, New York, Tokyo!

Diese Dialoge hört man häufig, wenn Hochschulabsolventen untereinander ihre beruflichen Perspektiven diskutieren. Befördert durch stylische Networking Events und das letzte Recruiting Interview mit dem Chief Feelgood Manager lassen nur einen Schluss zu: Herzlich willkommen im Paradies. Die Realität sieht allerdings anders aus: Aus Paris wird ganz schnell Paderborn und die Personalentwicklung verweist auf das on the job Coaching durch einen erfahrenen Projektmanager, der sich aber vorrangig um die letzte Projekteskalation kümmern muss und keine Zeit dafür verwenden kann, um dem Junior Consultant die Basics für das Verfassen eines Protokolls zu erklären. Besonders frustrierend für viele Berufseinsteiger ist, dass der Hochschulabschluss recht überschaubare Skills für das Berufsprofil Consulting vermittelt.

Dazu kommt, dass die scherzhafte Definition des 8 Stunden Arbeitstages von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends durchaus der gängigen Praxis entspricht. Denn genau das entspricht der Erwartungshaltung des Kunden: Nämlich die tagsüber in zähen Meetings gewonnenen Erkenntnisse bis zum nächsten Morgen strukturiert zu verdichten – inklusive lösungsvorschlag und Alternativenbetrachtung. Und nicht nur die Kunden erwarten die maximale Leistungsorientierung. Auch der Arbeitgeber betreibt viel Aufwand, um die Leistungselite der Zukunft zu identifizieren, zu erhalten und weiter zu entwickeln.

Trotz Fachkräftemangel mehren sich die Vorbehalte gegen Berufseinsteiger. Ein Prädikatsabschluss ist heute noch lange keine Garantie für den erfolgreichen Berufseinstieg im Consulting. Evi Hartmann`s Buch „Ihr kriegt den Arsch nicht hoch – über eine Elite ohne Ambition“ gehört inzwischen zum Standardwerk von HR-Managern. Sie moniert die immer kleiner werdende Leistungselite: Posen statt Performen. Sie beklagt die epidemieartige Verbreitung einer Kultur der Leistungsverweigerung, gut getarnt als Work-Life-Balance.

Bei allen Negativübertreibungen zur Charakterisierung der Generation Y, bleibt dennoch festzuhalten, dass ein Berufseinstieg im Consulting ein Höchstmaß an Leistungs- und Lernbereitschaft erfordert. Es sind nicht nur das fehlende Domänenwissen oder die spezifischen Produktkenntnisse – gerade für die Implementierungsberatung von Softwarelösungen – sondern die spezifischen Softskills im Consulting, die mangels Lebens- und Berufserfahrung schlichtweg nicht verfügbar sein können. Sind diese Lücken aber in Höchstgeschwindigkeit erst einmal geschlossen, verklären sich diese harten „Lehrjahre“ mit zunehmender Berufserfahrung relativ schnell ins Positive. Erfahrene Senior Berater berichten oftmals voller Stolz über ihre persönlichen „war stories“. Die Übernahme zunehmender Verantwortung in jungen Jahren ist prägend für die Persönlichkeit, liefert ein breites Erfahrungsspektrum und Methoden zur Problemlösung auch in unbekanntem Terrain.

Die Bereitschaft zum Gang „der letzten Meile“ vorausgesetzt, ist die eingangs gestellte Frage deshalb mit „JA“ zu beantworten.

Weiter Infos findet ihr unter: dhc-vision.com